An(ge)dacht – Gedanken zum Monatsspruch
Gott spricht: Sie werden weinend kommen, aber ich will sie trösten und leiten. (Jer 31,9)
Diese Worte stammen aus dem sogenannten „Trostbuch“ des Propheten Jeremia. Das ist ein Abschnitt im Jeremiabuch, in dem Gott selbst ankündigt, dass er sein Volk nicht im Stich lässt. Nach all dem Unheil, das der Prophet zuvor immer wieder ankündigte – die Eroberung und Zerstörung Jerusalems, die Deportation der führenden Schichten ins babylonische Exil -, lesen wir hier tröstende Worte, die sich auf die Zukunft beziehen: Gott wird sein Volk einst wieder sammeln und in sein Heimatland zurückbringen. Er tröstet die Menschen, die ihm vertrauen. Er öffnet neue Perspektiven, wo alles nur noch hoffnungslos erscheint.
Der November ist traditionell der Monat im Jahreslauf, an dem wir in besonderer Weise unserer Verstorbenen gedenken. Wir weinen dabei um Menschen, die wir verloren haben, um das bewegende Miteinander, das durch den Tod zu Ende ging. Es kann sein, dass wir erst kürzlich Abschied nehmen mussten oder auch schon vor längerer Zeit. In diesem Jahr hat die Corona-Pandemie das Abschiednehmen besonders schwer gemacht: Besuche in Krankenhäusern und Heimen waren lange ganz verboten. Bestattungen durften und dürfen nur im kleinen Kreis stattfinden.
Auch die Gottesdienste am Ewigkeitssonntag, bei denen wir noch einmal die Verstorbenen des zurückliegenden Jahres namentlich in die Fürbitte einschließen, werden in diesem Jahr anders stattfinden müssen als sonst.
In all dem jedoch gilt uns die Zusage, mit der Jeremia einst seine Mitmenschen aufrichtete. Durch seinen Mund verspricht Gott: „Ich will euch trösten und leiten“. Wie der gute Hirte aus dem bekannten Psalm steht Gott uns zur Seite. Bei ihm können wir Frieden finden und Kraft für die nächsten Schritte. Er geht den Weg mit uns – selbst dann noch, wenn wir diese Welt sterbend verlassen müssen.
Ich wünsche Ihnen, dass diese Zusage Sie durch den November mit seinen düsteren Tagen trägt.
Ihr Pfarrer Hans-Peter Rabenau