Auszeichnung für “Einheitssuppe am Tag der Deutschen Einheit”
Die Kirchengemeinde Jugenheim wurde am 13.10. bei der Dekanatssynode für die „Einheitssuppe“ mit dem 2. Platz des Wettbewerbs „Teilhabe“ ausgezeichnet. Bei diesem Wettbewerb konnten Kirchengemeinden unter anderem ihre Aktionen und Projekte einreichen, bei denen Menschen sich einbringen konnten und Teil einer Gemeinschaft sind und ihre Nachbarschaft mitgestalten können.
Foto: M. Ränker
Zum Tag der deutschen Einheit hatte sich Pfarrerin Miriam Fleischhacker etwas Besonderes ausgedacht: Zusammen mit Sabine Milewski, Pressesprecherin der Gemeinde Seeheim-Jugenheim, lud sie zur Einheitssuppe in den Park des Gemeindehauses ein.
Dort präsentierte sich eine Vielfalt von Suppen und Suppenköch*innen: Verrückte Suppe, Indische Suppe, Kartoffelsuppe, Vegane Suppe. Noch bunter waren die Personen, die die Suppe gekocht hatten, und die Gäste: Von klein bis groß, aus der Kirchengemeinde und der benachbarten Linde, im Habit des Herkunftslandes oder in Jeans und Turnschuhen. Natürlich hatten auch alle drei Bürgermeisterkandidat*innen nicht die Gelegenheit versäumt, sich unter die Leute zu mischen und lockere Gespräche am Rande der Suppe zu führen. Selbst die Personen, die sonst bei der Tafel in der Bürgerhalle ihr Essen bekommen, konnten an diesem Feiertag, wo die Tafel geschlossen war, trotzdem satt werden – auf Basis freiwilliger Spende. Wer sein Geld vergessen, aber sein Handy dabei hatte, konnte mithilfe eines QR-Codes auch paypalen – für mich ein neues Wort. Ich gehöre wohl doch schon zum alten Eisen. Die Pfadfinder*innen unterstützten beim Spülen und Aufbau den Kirchenvorstand.
Wie so oft beim Gemeindehaus erklang Musik der Band „Ministry of Jump“ von der Veranda aus. Und danach? Natürlich ein Kaffee bei Max aus der professionellen Espressomaschine auf seinem Kaffeewagen.
Zunächst war ich verblüfft, wie viele Menschen sich dort zusammengefunden hatten. Ich konnte viele Menschen sprechen, die ich lange nicht gesehen hatte. Vielleicht wie ganz früher am Brunnen. Auf dem Nachhauseweg ist mir eine Vision durch den Kopf gegangen: Ist das nicht genau das Deutschland, was wir uns wünschen? War Deutschland nicht immer schon ein Vielvölkerstaat, ein Land mit vielen Kulturen und Religionen, mindestens bis dann, als vor knapp 100 Jahren die Anhänger einer Religion vernichtet wurden?
Schon länger denke ich, der Begriff „Deutsche*r“ hat ausgedient. Was ist das Kriterium? Die Sprache? Die gibt es auch in anderen Ländern und viele Zugereiste sprechen sie genauso wie wir. Der Geburtsort? Ein Sprichwort sagt: Wenn eine Katze am Bach Junge bekommt, wirft sie trotzdem keine Fische! Die Kultur? Ja, welche denn? Hier gab es doch immer schon mehrere. Was also dann? Oder ist das typisch Deutsche die Vielfalt in der Einheit. Ein friedliches Miteinander trotz Vielfalt? Natürlich bin ich mit diesem Gedanken noch lange nicht fertig. Die Ethik unserer Verfassung ist mir schon wichtig. Auch der Kern unserer Religion. Das hat mir an der Einheitssuppe so gut gefallen. Es war einfach ein Projekt der Nächstenliebe.
Vielleicht können wir die Gedanken beim nächsten Mal vertiefen. Die Einheitssuppenschürzen sehen wir hoffentlich im nächsten Jahr wieder, denn es war ein voller Erfolg!
Sibylle Kaether