An(ge)dacht – Gedanken zum Monatsspruch
Gott lieben, das ist die allerschönste Weisheit. (Jesus Sirach, 1, 10)
Update eines Coaching-Kurses
Der Enkel und sein Opa Ben Sira
Wir befinden uns im Jahr 132 vor Christus im ägyptischen Alexandria im jüdischen Viertel. Wir blicken in die Schreibstube eines Gelehrten. Endlich hat er Zeit und erfüllt sich einen Traum: Er übersetzt das Werk seines Großvaters aus Jerusalem in das Griechische für die Liebhaber von Religion und Philosophie. Sein Großvater Jesus Ben Sira war Schriftgelehrter am Tempel und betrieb ein Lehrhaus für Studierende. Er war ein Coach, der Lebensweisheiten für junge Männer unterrichtete, die Herzensbildung und Karriere verbinden wollten. Als Herausgeber fügte der Enkel einige Erklärungen hinzu – als erneutes Update.
Die Weisheit der Alten im Trubel der Moderne
Seit der Eroberung durch Alexander den Großen dominierte im Orient die hellenistische Philosophie und deren Deutung der Welt. Die Sehnsucht nach Weisheit, die uns in allen Lebenslagen trägt, ist in allen Religionen zu finden. Es galt, die Weisheit der Alten und die Ansprüche der Moderne zu kombinieren. Der Großvater suchte nach einer jüdischen Antwort: Die Zehn Gebote und das Gesetz des Mose zeugen von der Weisheit Gottes! Finden wir hier nicht alles, was der Einzelne und die Gesellschaft als Ganzes brauchen?
Potential zur Weiterentwicklung
Das lebendige Wort
Vieles davon nimmt Johannes in sein Evangelium auf. Die Weisheit, die „im Anfang“ da ist und von Gott kommt, nimmt in Jesus Gestalt an. In der sich selbst hingebenden Liebe Jesu, die kein Jota vom Gesetz wegnimmt, ist alle Weisheit zu finden.
Die Weisheit stellt sich vor
Kostprobe aus dem 24. Kapitel
»Aus dem Mund des Höchsten
ging ich hervor und wie ein Nebel bedeckte ich die Erde. Im hohen Himmel war meine Wohnung, auf einer Wolkensäule stand mein Thron.
Allein umschritt ich den Kreis des Himmels und ging umher in den Tiefen des Abgrunds. Ich herrschte über das wogende Meer über alle Länder und alle Völker und suchte überall nach einem Ruheort. Wo war das Land, in dem ich bleiben konnte?
Da gab der Schöpfer der ganzen Welt mir Weisung, er, der auch mich geschaffen hat, befahl:
›In Israel nimm deinen festen Wohnsitz, die Nachkommen Jakobs sollen dir gehören!‹
Im Anfang schuf er mich,
vor aller Zeit, und bis in Ewigkeit werde ich nicht vergehen. …
Wie ein Weinstock trieb ich herrliche Ranken. Aus meinen Blüten wurde reiche, beste Frucht.
Kommt alle her, die ihr mich haben wollt! Kommt, esst euch satt an meinen Früchten!
Esst mich, dann habt ihr Hunger nach mehr. Trinkt mich, dann habt ihr Durst auf mehr!
Respektiert mich, dann werdet ihr nicht enttäuscht! Tut, was ich sage, und ihr bleibt frei von Schuld!«
Viel Freude beim Finden
Ihrer Weisheit wünscht Ihnen
Ihre Pfarrerin Angelika Giesecke.