An(ge)dacht – Gedanken zum Monatsspruch
“Neige, Herr, dein Ohr und höre! Öffne, Herr, deine Augen und sieh her!” (2. Kön 19,16)
Haben Sie das auch gehört? Da ruft doch jemand! Braucht da jemand Hilfe? Ist jemand in Not?
Als kleines Kind habe ich mit meinen Geschwistern einmal gehörig Ärger bekommen: Wir haben beim Planschen im Badesee aus Spaß und ohne Not „Hilfe!“ gerufen. Doch ein Ruf nach Hilfe braucht Vertrauen. Vertrauen bei denen, die den Hilferuf hören. Aber auch Vertrauen bei denen, die rufen – dass ihr Ruf nicht unerhört bleibt!
Hiskia, König von Israel, sitzt ziemlich in der Klemme. Zahlreiche Städte wurden bereits erobert und nun steht die gegnerische Armee direkt vor den Toren Jerusalems. Nach so mancher militärischer Niederlage – nun auch noch der Schlag in die Magengrube: Hiskia wird von seinen Feinden verspottet, dass er Gott weiterhin vertraut. Hiskia zerreißt sein Gewand – als Zeichen der Aussichtslosigkeit. Es ist Ausdruck von Trauer, von Entsetzen – von Nicht-mehr-weiter-Wissen.
Im letzten Jahr sind viele von uns an ihre Grenzen gekommen – und manchmal auch darüber hinaus. Menschen, die nicht wussten, wie die Kraft noch für den Alltag mit Einschränkungen, Homeoffice und Kinderbetreuung reichen soll. Die sich um Freunde und Angehörige gesorgt haben. Die vor Einsamkeit verzweifelten.
Wen kann man in einer solchen Lage um Hilfe bitten? Wem kann man noch vertrauen, dass der eigene Hilferuf gehört wird? Wem vertrauen Sie?
Hiskia hatte zahlreiche militärische Berater – wie auch wir uns einen Arzt wählen können oder im Internet nach Erklärungen googeln können.
Hiskia wird den militärischen Rat beachtet haben – so wie wir gut daran tun, uns bei gesundheitlichen Problemen an einen Arzt zu wenden, dem wir vertrauen.
Aber Hiskias letzte, tiefgründige Hoffnung richtet er vertrauensvoll an Gott: „Neige, Herr, dein Ohr und höre! Öffne, Herr, deine Augen und sieh her!“
Gott sagt uns zu, dass er unseren vertrauensvollen Ruf hören wird. Dass es ihm nicht gleichgültig ist, wenn wir uns an ihn wenden. Dass wir bei ihm geborgen sind – auch wenn wir verzweifelt erkennen, dass viele Dinge nicht in unserer eigenen Hand liegen.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie in der Sommerzeit Erholung und Geborgenheit finden! Dass Sie einander vertrauensvoll erzählen können, was für Sie in letzter Zeit schwer und was aber auch schön war. Und dass Sie dem Vertrauen können, der letzten Ende alles in seiner Hand hält.
Bleiben Sie behütet,
Ihr Pfr. Christoph Kahlert