Fastengruß zum Beginn der Fastenzeit, 40 Tage vor Ostern
Aschermittwoch – ab heute ist Schluss mit….- auch für uns Evangelische beginnt am Aschermittwoch, am 40.Tag vor Ostern die Fastenzeit. Wir bereiten uns auf Ostern vor. In der katholischen Kirche wird am Aschermittwoch ein Gottesdienst gefeiert und ein Aschekreuz auf die Stirn gezeichnet.
Viele Christen und Christinnen verbinden die besondere Zeit der Passion auch mit einem Fasten. Für Kinder und Kranke wird Zurückhaltung empfohlen. Für gesunde Menschen ist das Fasten in einer Gruppe sehr hilfreich, in diesem Jahr der Pandemie ist dies leider nur online möglich.
Ich habe meiner Freundin Sonja zwei Fragen zum Fasten gestellt. Sonja ist Ernährungsberaterin und Fastenleiterin. Mit ihrem Mann bietet sie seit vielen Jahren in ihrer Gemeinde Fastengruppen in der Passionszeit an. Ich habe sie gefragt, ob Fasten auch Freude machen kann, und ob das Verzichten sehr schwer fällt. Ich gebe das Gespräch wieder, in dem sie auf meine Fragen antwortet:
„Liebe Sonja, ich möchte als erstes gern wissen, ob Fasten auch Freude machen kann? Es klingt so nach Verzichten und sich quälen…“
Sonja: „Es kommt tatsächlich darauf an, ob man sich genug Zeit nehmen kann für das Fasten, ob man sich auf die Auszeit für den Körper freuen kann oder aber zu sehr unter Stress steht. Eventuell ist zunächst auch mit einer heftigen körperlichen Reaktion zu rechnen, denn giftige Stoffe werden beim Fasten herausgelöst und ausgeschieden. Es ist sehr wichtig, dass die Teilnehmenden sich überlegen: welche Vorerfahrungen mit dem Fasten habe ich gemacht?
Meine Gruppen stimme ich immer sehr positiv ein, denn mit einer guten geistigen Einstellung können wir leichter in den Fastenprozess einsteigen. Fasten ist mehr als Freude! Es ist lebensnotwendig und bereichernd, solche Auszeiten im Leben und im Jahr zu haben. Ich gehe nach dem Fasten wieder mit mehr Lebensfreude und Dankbarkeit, mit mehr Bewusstsein in meinen Alltag.
Ich freue mich auf das Fasten, auf den „Engel des Wassers“, der mich reinigt, der mit dem Fasten eine erhöhte Sensibilität für mich und meine Umwelt bringt.“
„Meine zweite Frage: Fällt es denn sehr schwer zu verzichten?“
„Das hängt tatsächlich auch ein wenig vom Alter ab! Ältere Menschen mit Kriegserfahrungen fühlen sich beim Fasten oft an diese schweren Zeiten erinnert. Ihnen fällt das Verzichten, das mit dem Fasten ja verbunden ist, sehr schwer. Als Leiterin einer Fastengruppe ist es wichtig, diese Ängste anzusprechen, und den Betroffenen damit eine Möglichkeit zu geben, ihre Einstellung zu verändern.
Es ist überhaupt eine Frage der Einstellung: jemand, der schwer verzichten kann, der sowieso das Gefühl hat, im Leben auf zu viel verzichten zu müssen, kommt meistens nicht zum Fasten.
Wer 1 Woche oder 10 Tage lang fasten will, muss sich klarmachen:
Grundsätzlich hat mein Körper genug Reserven, ich habe alles, was ich brauche. Wenn ich das verinnerliche, habe ich eine positive Assoziation zum Thema Verzicht.
Dann bedeutet Verzicht nicht Verlust, sondern Gewinn! Und dann fällt es nicht so schwer.
In den ersten drei Tagen braucht der Körper Zeit für die Umstellung von einer Ernährung von außen auf eine Ernährung von innen. Diese Phase kann schwierig sein, da ist die Fastenleitung un die Gruppe gefragt, zum Durchhalten zu motivieren. Aber: der Versuch lohnt sich. Weniger ist mehr, lautet die Devise!“
Soweit Fastenleiterin Sonja zum angeleiteten Heilfasten. Es gibt in den 7 Wochen bis Ostern auch noch andere Möglichkeiten zum Fasten. Die Kirchen rufen 2021 zu einer besonderen Fastenaktion auf, zum „Fasten für Klimagerechtigkeit und Klimaschutz“. Schauen Sie nach unter www.klimaschutz.de und lassen Sie sich inspirieren!
Durch Verzicht auf bestimmte Gewohnheiten können wir alle ein wenig zum Klimaschutz beitragen. Hier heißt das langfristige Motto: viele kleine Leute an vielen kleinen Orten werden das Gesicht der Welt verändern! Oder: wenn nicht wir, wer dann?
Pfarrerin Eva-Maria Loggen