Gedanken zum Monatsspruch
Ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. (Römer 8,18)
Wie kann man denn so über das Leiden sprechen? Leiden fällt nicht ins Gewicht? Meint der Apostel Paulus das ernst? Ist das nicht eine unerträgliche Verharmlosung?
Die Frage nach dem Leid in der Welt und im persönlichen Leben bedrängt viele Menschen sehr und macht es ihnen schwer, zu glauben. Meldungen über Kriege und Katastrophen in den Nachrichten, der Kampf gegen eine schlimme Krankheit, das Zerbrechen einer Partnerschaft … es gibt so vieles, worunter Menschen massiv leiden. Und das soll alles nicht ins Gewicht fallen?
Doch da spricht ja keiner über das Leiden, der es nicht selbst kennen würde. Vielmehr kämpfte der Apostel mit einer schmerzhaften Erkrankung, die ihm das Leben oft sehr schwer machte. Und um des christlichen Glaubens willen ertrug er massive Anfeindungen, Gefängnisaufenthalte und Schläge. Er weiß also durchaus aus eigener Erfahrung, wie bedrängend Leiden verschiedenster Art sein kann.
Doch in all dem trägt ihn eine Hoffnung. Er hat eine Perspektive, die über die momentane Situation hinausreicht. Er ist der festen Überzeugung, dass das Leiden irgendwann überwunden sein wird – und sei es erst nach dem Leben in dieser Welt. Am Ende wird Gottes Herrlichkeit alle Leiden überstrahlen und alle Wunden heilen, davon ist Paulus überzeugt.
Damit aber verharmlost er das Leiden nicht. Vielmehr verleiht ihm der Glaube Kraft, die Leiden zu ertragen, die er nicht ändern kann. Er bewahrt ihn vor Verzweiflung und eröffnet Zukunftsperspektiven sogar da, wo eigentlich nichts mehr zu hoffen ist.
Das Leiden wird dadurch weder erklärt noch aufgehoben, aber es wird in ein neues Licht gestellt. In diesem Licht wird die Vorläufigkeit des Leidens erkennbar. In diesem Licht erscheint die Überwindung allen Leids als Ziel der Wege Gottes mit dieser Welt und einem jeden von uns.
Es grüßt Sie herzlich
Ihr Pfarrer Hans-Peter Rabenau