Besinnliches – mal nicht zum Monatsspruch
Wir haben uns den Sommer über nicht gesehen, da ich an die „Lichtkirche“ auf der Weltausstellung Reformation in Wittenberg sozusagen „ausgeliehen“ war. Die Lichtkirche der EKHN – eine mobile Kirche aus Holz und Acrylglas aufgebaut – stand in mitten eines Parcours zum Thema „Segen erleben – Moments of blessing.“ Spannend, was wir dort mit über 200 Ehrenamtlichen aus unserer Landeskirche der EKHN (und auch teilweise von der Bergstraße!) an den verschiedenen Segensstationen alles erlebt haben.
Eine Station bestand aus einem provokativen Experiment: dem ersten „Segensroboter“ der Welt. BlessU2. Der ging medial um die Welt. Viele fragen: „Ein Roboter, der segnet? Geht das überhaupt?“ und „Wer spendet denn eigentlich Segen? Und welchen Segen wünsche ich mir?“ Diese und noch viel mehr Fragen wurden angestoßen durch Bless U2. Über 8000 Segnungen vollzog der Roboter, der 7 Sprachen spricht. Ein echter Hit der Weltausstellung. Es wurde viel diskutiert, pro/ contra… Experiment geglückt!
Manch einer fragte auch: Sollte man nicht Geld in die Maschine werfen können? Der Gedanke befremdet mich. (Genau gegen den Ablasshandel hatte Luther damals ja gepredigt, aber das ist bei vielen Menschen offensichtlich in Vergessenheit geraten, denn der Vorschlag kam öfter ;-)) Nein. Geht gar nicht! Segen ist kostenlos: Ein Geschenk Gottes, das wir gerne, reichlich weitergeben. Kostenlos und unbezahlbar! Dass wir etwas so Kostbares geschenkt bekommen – einfach so, ohne Gegenleistung – scheint manchen unangenehm. Manch einer würde gerne etwas dafür geben, bezahlen. Nicht einfach nur nehmen.
Die Logik des Marktes bestimmt uns manchmal ganz und gar: Leistung und Gegenleistung – Geben und Nehmen – die Bilanz muss stimmen. Etwas kostenlos zu erhalten, passt hier nicht hinein. Man will doch niemandem etwas schuldig bleiben. Und so fällt es zunehmend schwerer, mal um einen Gefallen zu bitten, ohne etwas zurückzugeben oder zu bezahlen. Wird es mit Geld geregelt, scheint es uns besser zu gehen. Der Segen Gottes – Gott selbst – durchbricht diese Logik. Er ist kostenlos, unbezahlbar, geschenkt im Überfluss. Er erinnert mich daran, dass ich so Vieles geschenkt bekommen habe – unverdient, einfach so: Dass ich lebe beispielsweise.
Dass ich nicht alles bezahlen oder zurückgeben kann, was ich empfangen habe und was mein Leben ausmacht. Glücklich sein, geliebt zu werden und zu lieben, schwierige Momente nicht alleine durchstehen zu müssen, Menschen, Begegnungen, kostbare Augenblicke. All das ist da und noch Vieles mehr. Es kann gehegt und gepflegt werden, weiteregegeben.
Und so gesehen, kann man doch etwas zurückgeben von dem Segen, den man empfangen hat. Nicht in barer Münze, nicht genau gerechnet- aber ich kann den Segen weitergeben. Was ich empfangen habe, kann ich teilen. Hier wird nicht gerechnet und nicht gezählt; wieviel hast Du empfangen, wieviel hast Du gegeben? Das muss man auch nicht, weil wir wissen: Es ist reichlich da, mehr als genug für alle.
Es wäre doch schön, wenn diese Logik Gottes unserer Geld- und Wirtschaftslogik immer wieder ins Wort fällt, ihr wiederspricht: Leistung und Gegenleistung bestimmt nicht alles. Die Bilanz muss eben nicht stimmen. Leben ist mehr als Geben und Nehmen. Purer Segen eben.
Bleiben Sie behütet, Ihre Pfarrerin Sandra Matz