An(ge)dacht – Gedanken zum Monatsspruch
Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod. (Hohelied 8,6a)
Mit dem Monatsspruch des Sommermonats Juni begegnet uns ein Vers aus dem Liebeslied der Bibel. Es ist das mit Abstand erotischste Buch der ganzen Bibel: das Hohelied der Liebe. Liebesgedichte, bei denen man sich fragen kann, ob sie sich nicht im Buch verirrt haben. Gehört so etwas in das Buch Gottes? Gerade angesichts der alten Sexualmoral der Kirche, die doch vor allem anderen die Sexualität in ihrer Funktion gesehen hat, Kinder zu bekommen, haben sich viele Menschen den Kopf darüber zerbrochen. So hat man beispielsweise die These aufgestellt, hier gehe es eigentlich um Gott und sein Volk. Der Mann stehe für Gott und die Frau für sein Volk Israel.
Das Hohelied der Liebe zeichnen das Bild einer Liebe zwischen Frau und Mann, die sinnlich und stürmisch, leidenschaftlich und hingebungsvoll, dann wieder zurückhaltend und zärtlich und in all dem rundum beglückend. Wer eines oder alle Lieder liest – ich kann es nur empfehlen – entdeckt den Zusammenhang, in dem der Monatsspruch steht. Man folgt so den Liebenden auf Felder und unter Granatapfelbäume; wird Zeuge, wie sich der Mann an der begehrenswerten Schönheit seiner Freundin und die Frau an der imponierenden Gestalt ihres Freundes ergötzt. Es geht dabei nicht um das Ziel der Sexualität, sich fortzupflanzen. Es geht vielmehr um die Liebe als einer Kraft zwischen Menschen, die Zuneigung und Hingabe für einen anderen und die unbefangene Freude an der Sexualität.
Diese Liebe – so heißt es hier – ist stark wie der Tod. Man könnte auch sagen: Um die Liebe kommst du nicht herum. So wie der Tod gehört sie zu deinem Leben mit allem, was sie mitbringt.
Der zweite Teil des Verses lautet: »Sie entflammt wie Feuerflammen, wie der Blitz schlägt sie ein.« Die Liebe taucht im Leben des Menschen auf, nimmt ihn ein. Sie ist nicht planbar, steht nicht einfach zum Gebrauch des Menschen zur Verfügung, sondern sie ergreift den Menschen, dass er zu Feuer und Flamme wird.
Sie gehört zu der wunderbaren Schöpfung Gottes. Das ist der Grund, warum dieses Buch in die Bibel, die Heilige Schrift, gehört.
Die Liebesgedichte laden uns ein, die Liebe zu bewahren, sie zu ehren und zu genießen und für sie zu danken. Gott, Schöpfer allen Lebens beschenkt uns mit dieser Lebenskraft.
Deshalb: Nehmen Sie sich doch einmal im Sommermonat Juni die Zeit, eines der Liebeslieder zu lesen und sich dabei an der Liebe zu freuen.
Mit liebevollen Grüßen,
Pfr. Dominik Kanka