An(ge)dacht – Gedanken zum Monatsspruch
„Öffne deinen Mund für den Stummen, für das Recht aller Schwachen!“
(Sprüche 31,8 – Einheitsübersetzung)
Los mach den Mund auf … !
Muck nicht rum, sag schon, was dich bedrückt …
In bedrängenden Situationen den Mund aufmachen, das können wir sehr gut.
Gleich mal losgemeckert, was nicht stimmt, was falsch läuft, das wird schnell benannt: zu wenig Tests, zu viele Tests, zu hohe Zahlen, zu viel … und zu wenig …
Was ist falsch an dem neuen Impfstoff? Wer kann uns raten? Wer berät uns und verunsichert uns nicht?
Ist das gerade die Situation, in der wir leben? Wenn man selbst nicht Experte oder Expertin ist, möchte man doch auch nichts falsch machen?!
Rau ist in der letzten Zeit der Ton geworden, fast rüpelhaft das Benehmen in den Geschäften.
Los, mach den Mund auf … ja, denken wir uns, bloß nicht zu schnell. Vielleicht ist es angesagt noch einmal nachzudenken und dann am richtigen Ort und zum richtigen Zeitpunkt den Mund zu öffnen?!
Vielleicht auch mal vorschnell schweigen und abwarten, um dann zielgerichtet und effektiver seinen Mund zu öffnen für die Rechtlosen und Schwachen.
Für die, die im Moment aus finanziellen und machtpolitischen Gründen zu keinem Impfstoff gelangen. Sehr viel langsamer als wir. Schauen wir auf die andere Hälfte oder zwei Drittel dieser Welt, dann stehen wir gut da. Sicher, wir könnten sehr viel weiter vorne sein.
Los, mach den Mund auf … Für diejenigen, die in schwierigeren Lagen und in engen Wohnverhältnissen ihre Abstände halten müssen. Die gerade weil sie die Landessprache nicht kennen oder so gut können, die Empfehlungen zum Schutz ihrer eigenen und der anderen Gesundheit nicht einhalten können. Wollen würden sie es schon, aber sie verstehen die Wirkung von Viren nicht und sie stehen verständnislos davor, dass die Oma und die Tante, die in einem anderen Haus wohnen, aber ein anderer Hausstand sind.
Los, mach den Mund auf … auch für diejenigen, die unter uns leben und sich nicht trauen mal zu sagen, wo der Schuh gerade drückt. Sprich für sie aus oder sprich mit ihnen, an der Haustür mit gebührenden Abstand. Beim Spazieren gehen an der frischen Luft oder beim Sitzen auf der Parkbank.
Los, mach den Mund auf: am Telefon, mit einem Brief oder wie wir es in unseren Gemeinden zu Ostern versucht haben. Mit Osterlicht und Ostersegen. Mit Osterpäckchen und Osterspaziergang. Mit Gebet und Kerze.
Los, mach den Mund auf … schöner natürlich, wenn wir es wieder in größeren Gruppen dürften. Öffnen wir unseren Mund für Loblieder oder Hoffnungslieder!
Es grüßt Sie liebe Leserinnen und Leser
Ihre Pfarrerin Beatrice Northe