Monika Hölzle-Wiesen geht zum Jahresende in den Ruhestand
Liebe Jugenheimer Kirchengemeinde, liebe Nachbargemeinden!
Fast 25 Jahre arbeite ich in der ev. Kirchengemeinde Jugenheim als Kirchenmusikerin, leite den Kirchenchor und die zwei Kinderchorgruppen, den Flötenkreis und den Instrumentalkreis, teile mir mit meinem Kollegen Hermann Waßmuth die 1,5 Orgelstelle Jugenheim und Balkhausen und organisiere mit einem Arbeitskreis seit 13 Jahren jeden 1. Freitag im Monat (außer in den Ferien) die bei den Besuchern beliebte Reihe „Kirche und Kultur “. Mit viel Freude und Engagement habe ich mich dieser Arbeit gewidmet. Mein Arbeitsalltag ist angefüllt mit Musik, dem Suchen nach schönen Musikstücken für die Großen und Kleinen, für Flötenkreis und Streicher, für musikalische Gottesdienste und Konzerte … und dem eigenen Üben an den Instrumenten! Es war nicht immer leicht, alle Aufführungstermine unter „einen Hut“ zu bekommen, da ich seit 2007 auch als Kirchenmusikerin in Auerbach tätig bin. Aber die Freude an der Vermittlung der vielfältigen musikalischen Tätigkeiten mit den Erwachsenen und Kindern und auch den professionellen Kollegen in Konzerten überwog immer. Der Abschied nach einer so langen und ausgefüllten Arbeitszeit fällt mir nicht leicht, und die Corona-Pandemie macht es noch schwerer. Wer hätte sich vorstellen können, dass gefühlt von jetzt auf gleich wegen eines unbekannten, teilweise lebensbedrohlichen Virus Veranstaltungen abgesagt werden, das Singen in Gottesdiensten untersagt wird, das Singen im Freien nur mit 3 m Abstand möglich ist? Sorgen um die Gesundheit unserer Lieben, finanzielle Einbußen, Arbeitsverlust, Ungewissheiten auf vielen Ebenen belasten uns alle sehr. Durch die Ausgangsbeschränkungen müssen wir schmerzlich wahrnehmen, wie uns die sozialen Kontakte fehlen, wie uns das kulturelle Leben fehlt. Wir haben in den Kirchenmusikgruppen versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Kirchenchor, Flötenkreis und Instrumentalkreis versuchten in den Monaten bis zum Sommer sich per Zoom zu treffen. Nach den Sommerferien durften wir dann endlich wieder mit 3 Meter Abstand im Freien singen und flöten. Was für ein frohes Wiedersehen!
Dass das Singen mit den fast 35 Kindern aus den beiden Kinderchorgruppen leider gar nicht mehr möglich war, finde ich besonders schade! Wir hatten im März gerade mit den Proben für ein neues Musical begonnen.
Gerne denke ich an die Aufführungen der beiden Kinderchorgruppen zurück, in denen sich auch Eltern musikalisch einbrachten, Texte umschrieben, Kostüme kreierten oder Bühnenbilder entwarfen (auch mit Gerharde von Burstin). Viele Singspiele – eines im Frühjahr, eines im Herbst oder an Heilig Abend – haben wir aufgeführt. Besonders in Erinnerung sind mir die Kindermusicals „Die Hochzeit zu Kana“, „König David“, „Die Wassertropfenweltreise“, „Tuishi Pamoja – Eine Freundschaft in der Savanne“, „Luther“ und viele Weihnachtssingspiele wie „Die guten Hirten von Bethlehem“, „Ochs und Esel wissen mehr“ und unsere letzte Aufführung an Heilig Abend 2019, „Freude, Freude“.
Der Flötenkreis, den ich seit 1996 privat leite (da der Haushalt der Kirchengemeinde gekürzt worden war), und der Instrumentalkreis haben unter meiner Leitung viele Gottesdienste musikalisch umrahmt und in Altenheimen kleine Konzerte gegeben. Höhepunkt des Jahres war immer die Adventsmusik am 1. Advent, in der alle Erwachsenengruppen –manchmal auch der Kinderchor –mitwirken konnten. Für dieses Adventskonzert wurde mit ganz besonderem Eifer geübt. In den letzten Jahren veranstaltete ich mit beiden Gruppen zusätzlich ein „Hauskonzert“ im Gemeindehaus. Hier konnten sich die beiden Gruppen einzeln und auch im Zusammenspiel sehr schön präsentieren.
Der Kirchenchor mit seinen 28 Sängerinnen und Sängern ist die größte musikalische Gruppe in der Gemeinde. Blättere ich die Konzertflyer durch oder schaue ich in meine Unterlagen, so bin ich erstaunt, wie viele schöne Chorwerke wir in Gottesdiensten und Konzerten gesungen haben. Als ich im Jahr 2008 auch den Auerbacher Kirchenchor übernahm, stellte ich schnell fest, dass das Aufführen von größeren Werken gemeinsam mit dem Auerbacher Kirchenchor eine wunderbare klangliche Fülle bedeutete. Seitdem haben wir schon viele „Kantatengottesdienste“ zusammen gefeiert, musikalische Gottesdienste mit Bachkantaten, Messen von Mozart und Haydn, Passionsmusiken von Liszt und Rheinberger u. a.
Auch in den Adventskonzerten war immer ein besonderes größeres Chorwerk dabei, das „Oratorium de Noel“ von Camille Saint-Saëns, „Gloria“ oder „Magnificat“ von A. Vivaldi, Kantaten von J. S. Bach und G. Ph. Telemann, Musik von H. Purcell, A. M. Brunkhorst u. a. Begleitet wurden diese Chorwerke in der Regel von Musikkollegen aus Darmstadt und der Umgebung.
Zu den besonderen Höhepunkten im Jahr zählten auch die gemeinsamen Chorprobenwochenenden im „Haus am Maiberg“ in Heppenheim und unsere gemeinsamen Chorfahrten nach Eisenach, Prag, Leipzig oder Salzburg.
Besonders viel Freude bereitete mir die Kammermusik. In vielen Gottesdiensten habe ich zusammen mit Kollegen von der Akademie für Tonkunst oder aus dem Staatstheater Darmstadt musiziert und dabei auch selbst oft Blockflöte gespielt, begleitet von Otfried Miller an der Orgel oder am Cembalo. Zwei Kammerkonzerte gab es im Jahr, eines im Frühjahr und eines zum Tag des offenen Denkmals. Zusätzlich konnte ich für die größeren Besetzungen der Konzerte auch immer wieder Kollegen von der Akademie für Tonkunst oder vom Staatstheater Darmstadt engagieren.
Ein wenig stolz bin ich auf unsere Veranstaltungsreihe „Kirche und Kultur“, die von der Gemeinde sehr gut angenommen wird. Viele hervorragende Künstler haben schon bei uns gastiert, es gab Klassik, Jazz, Lesungen, Liederabende, Kabarett und mehr.
Dass auf so vielfältige Weise Kirchenmusik gelebt und aufgeführt werden konnte, war auch durch Ihre Spenden für die Kirchenmusik, liebe Gemeinde, möglich, sowie durch die Unterstützung des Kirchenvorstands und die finanzielle Förderung des Fördervereins und der Stiftung. Dafür danke ich sehr!
Nun geht meine Zeit als Kirchenmusikerin zu Ende. Ich werde nach fast 25 Jahren am 31. Dezember 2020 in den Vorruhestand gehen.
Es gibt den Spruch: „Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge“. Das lachende Auge blickt dankbar auf viele schöne und bereichernde Begegnungen mit Menschen in der Gemeinde zurück sowie auf viele lebendige, fröhliche und teils spannende Proben mit Kindern und Erwachsenen. Das weinende Auge bedauert sehr, dass wegen der Corona-Pandemie in den letzten Monaten kaum musikalisches Arbeiten möglich war und auch die Begegnungen mit den Menschen in den Musikgruppen der Gemeinde nur ganz vereinzelt stattfinden konnten.
Da es mir wegen der Corona-Pandemie nicht möglich ist, mich persönlich von Ihnen allen zu verabschieden, versuche ich es auf diesem Wege.
Ich wünsche Ihnen alles Gute! Bleiben Sie gesund und wohl behütet!
Herzliche Grüße
Monika Hölzle-Wiesen