An(ge)dacht – Gedanken zum Monatsspruch
Dient einander als gute Verwalter der vielfältigen Gnade Gottes, jeder mit der Gabe, die er empfangen hat! (1. Petr 4,10)
Füreinander da sein – darauf kommt es an. Durch die Ausgangsbeschränkungen in Corona-Zeiten ist uns das besonders deutlich geworden. Einander dienen, füreinander da sein – das bedeutet in solchen Zeiten allerdings auch: Abstand halten, einander nicht gefährden, Rücksicht nehmen.
Doch auch mit Sicherheitsabstand kann man „einander dienen“. Es wurden Hilfsaktionen gestartet zum Beispiel für Einkäufe. Menschen, die ihre Wohnung nicht verlassen konnten, waren auf diese Weise versorgt. Firmen stellten ihre Produktion um und fertigten statt Unterwäsche oder Autoteile jetzt Schutzmasken oder Beatmungsgeräte. Auch wurden in manchen Fällen neue Begabungen von Mitarbeitern entdeckt und genutzt. Im Fernsehen wurde über ein Hotel berichtet, in dem man umfassende Renovierungsmaßnahmen durchführte, als die Gäste ausblieben. Die Mitarbeiter legten dabei selbst Hand an. Jeder konnte sich mit seinen persönlichen Begabungen einbringen und wurde auf diese Weise erst einmal weiterbeschäftigt.
Gut dass Gott uns mit ganz verschiedenen Gaben ausgestattet hat – auch in unseren Kirchengemeinden. Es ist ähnlich wie in einem Orchester. Dort spielen ganz unterschiedliche Instrumente zusammen. Sie tun das mit ihren jeweils charakteristischen Klängen: Da gibt es Streich- und Blasinstrumente, hohe und tiefe Tonlagen, da wird eine Harfe gezupft und eine Pauke geschlagen. Und im Zusammenspiel der verschiedenen Instrumente entsteht eine Vielfalt musikalischer Ausdrucksmöglichkeiten und Stimmungen. Das funktioniert aber nur, wenn alle sich als Teil eines Ganzen begreifen. Es ist wichtig, dass jede und jeder auf den Dirigenten und die anderen Orchestermitglieder achtet. Nur dann wird aus vielen unterschiedlichen Stimmen ein eindrucksvoller Zusammenklang.
Dieses Bild lässt sich auf viele Bereiche des Lebens übertragen – etwa die Familie, das Arbeitsumfeld, den Verein oder auch die Kirchengemeinde. Gott hat uns alle mit unterschiedlichen Gaben ausgestattet: Einer kann gut organisieren, eine andere hört aufmerksam zu, einem gelingt es immer wieder, andere aufzuheitern, eine andere kann gut Vorträge halten, einer ist besonders sorgfältig, eine andere ist gut darin, sich spontan auf unterschiedliche Situationen einzustellen.
Menschen sind verschieden, aber jede und jeder verfügt über Begabungen, die ihm von Gott mitgegeben wurden, während man gleichzeitig in anderen Bereichen nicht zu den Stärksten gehört. Und so sind wir aufeinander angewiesen – ähnlich wie die unterschiedlichen Instrumente in einem Orchester. Gott möchte, dass wir unsere Begabungen in die Gemeinschaft einbringen und dabei immer auch die anderen im Blick haben. Wenn das gut gelingt, entsteht etwas Neues, das unser Leben enorm bereichert. Es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen, bei dem alle gewinnen.
Ich wünsche Ihnen gute Erfahrungen beim Teilen Ihrer Gaben mit anderen!
Ihr Pfarrer
Hans-Peter Rabenau