An(ge)dacht
Ein Gebet zum Durchatmen aus der United Church of Christ:
O Gott, es gibt vieles, das ich nicht weiß. Es gibt vieles, das ich nicht durchschaue. Es gibt vieles, das ich nicht in der Hand habe.
Wenn ich mich ohnmächtig fühle, will ich einmal tief durchatmen und darauf vertrauen, dass ich nicht das Ganze bewältigen muss, sondern das tun kann, was mein Part ist.
Wenn ich verunsichert bin, will ich einmal tief durchatmen und darauf vertrauen, dass ich nicht alleine bin und dass unsere Weisheit gemeinsam reicher ist.
Wenn ich Angst habe, will ich einmal tief durchatmen und darauf vertrauen, dass ich nicht aus Gottes Nähe herausfalle, sondern dass Gottes Geist mir nahe ist.
Was ich weiß, ist: Mein Leben und meine Liebe und meine Würde reichen so viel weiter als das, was ich leisten oder tun kann.
Was ich sehen kann, ist: Nach jedem Winter kommt der Frühling und neues Leben wächst aus dem kalten Erdboden.
Was ich kann, ist tief durchatmen und dieser Welt Liebe einflößen, die sie so dringend braucht.
„Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“ (1. Korinther 13,13)
Nicht vergessen: Für andere sorgen. Vorsicht walten lassen. Vertrauen stärken. Den Glauben behalten!
Amen.
Liebe Leserin, lieber Leser,
wie habe ich mich gefreut, als eine liebe Freundin mir jüngst am Telefon erzählte, wie sie die Gedanken zum Osterfest aufgegriffen hatte und am Ostersonntag ihr Fenster öffnete sich an ihr Klavier setzte und den Osterruf „Christ ist erstanden“ EG 99 spielte und auf der Straße hörte wie andere aus ihren Häusern singend antworteten.
Nicht alles ist abgesagt…es ist nur irgendwie anders.
Der Tod hat nicht sein letztes Wort gesprochen.
GOTT hat Christus auferweckt,
dem Tod die Macht genommen.
Das feiern wir am Auferstehungsmorgen, wenn die Sonne so langsam die Kirchenfenster erleuchtet und wir uns an die Schöpfungsgeschichte erinnern, an die vielen Geschichten Gottes mit seinen Menschen.
Wenn wir daran denken, dass durch unsere Taufe unverbrüchlich Gott mit uns einen neuen Bund geschlossen hat, der „alte Mensch“ in der Taufe untergegangen und ein neuer Mensch hervorgekommen ist. Wir sind zu neuem Tun durch den Glauben an Christus befähigt. Der „alte Adam“ ist ersäuft, so lehrt uns auch Martin Luther.
Ja sicher, in unseren Zeiten kommen wir wieder den urchristlichen Hausgemeinden näher, sehen, was sein kann, wenn wir von unseren Gewohnheiten getrennt werden und nicht in ihnen erstarren.
Wir werden durchaus kreativ!
Wann bitte, wenn nicht jetzt, kann eine Nachbarin auf dem Klavier Gemeindebuchlieder spielen und es wird dazu aus unseren Fenstern heraus gesungen?
Wir werden nicht wegen Ruhestörung am frühen Sonntagmorgen angezeigt!!
Andere Bewohner der Straße öffnen die Fenster und singen mit!!
Wir Menschen sind intelligente Wesen, wir kommen in ungewohnte Situationen und verändern unser Verhalten.
Aber dennoch: Wir möchten gerne, dass unsere „Normalität“ wieder zurückkommt.
Komisch, denke ich mir, in unserer „Normalität“ lebt immer dieses tödliche mit uns.
Nur haben wir es in der letzten Zeit nicht merken wollen oder sehr stark verdrängt; kollektiv und individuell.
Der Tsunami war weit weg,
die Feuersbrunst in Australien,
das Gletscherabschmelzen und die davon ausgelösten Erdrutsche nicht an der Bergstraße.
Wir sind nicht erst seit der „friday for future“ Bewegung gewarnt, dass wir über unsere Energie- und Umwelt- verhältnisse leben. Wir treiben nicht erst in diesem Jahrhundert in Gottes guter Schöpfung Raubbau, wir bemächtigen uns nicht erst seit letztem Monat einiger weniger Menschen, die für uns die Ernte einbringen.
Warum sind wir immer noch so stolz, die Weltzusammenhänge nicht ernst zu nehmen?
Wir lassen uns das Frühlingsgemüse, den Spargel munden. Ihn haben wir mit dem gebührenden Sicherheitsabstand erworben.
Andere bücken sich für uns und stehen jeden Morgen früh auf den Feldern, damit sich dieses „Gold“ erntefrisch auf unseren Tellern befinden kann. Wer schützt sie?
In der Geschichte der Menschheit hat sich wohl doch nichts geändert, der „alte Adam“ ist noch am Wirken? Unsere modernen „Sklaven“ sind nicht rechtlos, aber arbeiten im Niedriglohnsegment und ihre Rechte scheinen nach Außen andere zu sein.
Lassen wir doch mehr „neue Kreatur“ in unserem Wirken durchscheinen, nehmen wir doch nur mehr Heiligen Geist in unseren Alltag hinein, lassen ihn wirken und verändern wir doch wirklich unsere „alte“ Denkweise.
Der österreichische Schriftsteller Egon Friedell lebte von 1878 bis 1938 und sprach schon damals davon, wie wir uns auf uns selbst besinnen sollten. Wie auch „große Männer, Wohltäter der Menschheit, ….. ihre höchste und heiligste Mission darin sahen, das Gesetz ihrer Seele zu ergründen und den göttlichen Plan ihres Daseins zu erfüllen“.
Jeder nach der Maßgabe, die Gott ihm oder ihr gegeben hat.
Nicht das des anderen tun, sondern das eigene.
Jesus lehrt uns, dass wir jeder das Unsere tun sollen. Jeder und Jede soll seine oder ihre Bestimmung erfüllen, das, was GOTT mit ihm oder ihr vorhatte, genau das und nur das. Dann kann man sich auch um das Wohl anderer kümmern.
Lassen wir auch in den Tagen nach unseren Auferstehungsfeiern am Küchentisch die „Normalität“ auf dem Prüfstein und schauen, was davon vielleicht auch „in die Tonne“ gehört, damit wir Christus wirklich angezogen haben wie Paulus es im Galaterbrief schreibt.
Handeln wir doch zukünftig nach den neuen Maßstäben, die Christus aufgestellt hat.
Nicht alles ist abgesagt……die neue Welt GOTTES schon gar nicht.
Die neue Welt GOTTES hat eine andere Qualität als unsere „Normalität“.
Es grüßt Sie mit diesen Gedanken ganz herzlich mit dem Spruch:
Jesus Christus spricht: Ich bin der gute Hirte.
Meine Schafe hören meine Stimme,
und ich kenne sie, und sie folgen mir nach
und ich gebe ihnen das ewige Leben
(Evangelium nach Johannes 10;V 11.27.28)
Ihre Pfarrerin B. Northe
wenn sie ein Evangelisches Gesangbuch zu Hause haben, singen Sie mit ihren Nachbarn :
EG 432 Gott gab uns Atem, damit wir leben…
EG 616 Auf der Spur des Hirten führt mein Weg durch weites Land
und beten Sie den Psalm 23 EG 711