Gedanken zum Monatsspruch
Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe. (Mt 10,7)
Die Geschichte der christlichen Mission ist eine leidvolle Geschichte, eine Geschichte voller Unbarmherzigkeit, Herrschsucht und Gewalt. Mit großer Härte hat man Menschen zum christlichen Glauben gezwungen. Aber war es das, was Jesus wollte, als er seine Jünger losschickte mit den Worten „Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe“?
Ganz sicher nicht. Vielmehr wollte Jesus, dass die Menschen Gott als jemanden kennenlernen, der sich um sie sorgt, der ihre Nöte sieht und dem es ein Anliegen ist, Abhilfe zu schaffen. Daher gibt Jesus seinen Jüngern nicht nur den Auftrag über das Himmelreich zu sprechen, sondern auch so handeln, wie es dem Himmelreich entspricht: „Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus!“ (Mt 10,8) – also: Befreit die Menschen von dem, was ihr Leben zerstört!
Sich das bewusst zu machen, ist wichtig, denn Worte alleine überzeugen nicht. Leider müssen wir allzu oft erleben, dass viel geredet wird und sich dann doch nichts ändert. Glaubwürdigkeit ist gefragt. Und um glaubwürdig sein zu können, müssen Reden und Handeln zusammengehen. Ja, wahrscheinlich muss in unseren Tagen das Handeln dem Reden sogar vorausgehen, denn viel zu tief ist schon die Skepsis den Worten gegenüber.
Es gibt daher viele Christen, die überhaupt nicht mehr über ihren Glauben reden, sich aber darum bemühen, ihn glaubwürdig zu leben. Sie machen nicht selten die Erfahrung, dass sie irgendwann nach den Motiven ihres Handelns gefragt werden und dann vom christlichen Glauben erzählen können. Das kann ein guter Weg sein.
Es gibt aber sicher ganz verschiedene Wege, anderen Menschen den Glauben nahe zu bringen. Wichtig ist nur, dass wir es versuchen. Denn es ist doch eine gute, eine befreiende, eine hoffnungsvolle Botschaft, dass Gott den Menschen nahekommt.
Ihr Pfarrer
Hans-Peter Rabenau