Gedanken zum Monatsspruch
„Herr, all mein Sehnen liegt offen vor dir, mein Seufzen war dir nicht verborgen.“ (Ps 38, 10 – Monatsspruch für Oktober 2018)
„Als Gott die Erde machte, fragte er die Tiere nach ihren Wünschen. Er hörte sie alle an und erfüllte ihnen ihre Wünsche. Da wurden die Menschen ärgerlich darüber, dass Gott sie nicht gefragt hatte. „Wir können mit uns und dieser Welt nicht zufrieden sein!“ stellten sie vor Gott fest. „Das sollt ihr auch gar nicht“, antwortete Gott, „eure Heimat ist nicht die Erde, auf euch warten die Überraschungen der Ewigkeit!“ Seitdem tragen die Tiere ihre Augen zur Erde, der Mensch aber geht aufrecht, schaut zum Himmel und trägt die Sehnsucht im Herzen.“ – So erzählt es eine mittelalterliche Legende.
Sehnsucht – das ist das Gefühl, dass etwas oder jemand fehlt. Und offensichtlich gehört es zum Mensch-Sein dazu, sie fühlen zu können. Bitter-süß kommt sie daher. Ganz unterschiedlich zeigt sie sich. Im Kleinen wie im Großen.
Psychologen vermuten sogar, dass es im Grunde die Sehnsucht eines Menschen ist, die sein Handeln bestimmt und seine Persönlichkeit.
Sehne ich mich nach Veränderung, oder danach, dass alles gleich bleibt? Nach Unabhängigkeit oder danach, im anderen aufgehen zu können?
Unsere Sehnsüchte haben Einfluss auf unsere tagtäglichen Entscheidungen.
Es gibt Sehnsüchte, die man sich erfüllen kann… wie zB. eine Reise, oder nochmal etwas neu zu beginnen oder oder oder.
Andere Sehnsüchte bleiben unerfüllt. Und auch da werden Ihnen Beispiele einfallen.
Mit diesen unerfüllbaren Sehnsüchten umzugehen, ist vielleicht die größte Herausforderung. Vor allem, wenn sie sich auf Menschen beziehen, die nicht mehr da sind. Hier auf Erden ist es so – nicht alle Sehnsüchte werden jedem Menschen erfüllt. Auch da sitzen wir in einem Boot.
Eine Freundin von mir hat dazu einmal gesagt: „Manchmal hilft dann nur, die Sehnsucht einzuladen, neben einem auf der Couch Platz zu nehmen- und mit ihr einen Tee zu trinken.“
Andere gehen mit ihrer Sehnsucht vielleicht lieber spazieren, oder zum Sport. Das alles sind Bilder dafür, seine Sehnsüchte zu kennen. Und sie aussprechen zu können.
Der Psalmbeter hat das vor langer Zeit auch gemacht und sie Gott erzählt: „Herr, all mein Sehnen liegt offen vor Dir…“ Alles erfüllte, und auch das Unerfüllte. Ihm können wir es sagen.
Manches von dem, was wir uns vor Jahren ersehnt haben, hat sich vielleicht erfüllt. Haben wir das überhaupt zur Kenntnis genommen? Oder sind wir darüber hinweggegangen, um uns auf das nächste Lebensziel zu konzentrieren? Im Oktober feiern wir Erntedank. Erfüllte Sehnsüchte von einst können auch eine schöne Ernte sein, für die wir dankbar sein können.
Mancher Traum blieb unerfüllt und wir ahnen, dass es auch so bleiben wird… Gott kennt unser Herz und weint mit uns über das, was uns fehlt. Auch das hat Raum bei Gott.
Es lohnt sich, sich mit den eigenen Sehnsüchten auseinander zusetzen.
Denn unsere Sehnsucht steht auch am Anfang eines jeden Neubeginns. Eines jeden Traums. Und wer träumt, kann was bewegen.
Also – langer Rede kurzer Sinn:
Wonach sehnen Sie sich? Bestimmt sind Sie damit nicht allein!
Bleiben Sie behütet,
Ihre Pfarrerin Sandra Matz