Rück – Blick: Installation „Begegnung im Fluss“
Am 26. Mai eröffnete Reinhard Sillus mit dem Präludium und einer Fuge von J. S. Bach die Ausstellung in der Bergkirche in Zwingenberg.
Pfarrer Hilsberg zog zu Beginn eine Parallele zur Vernissage mit der diesjährigen Jahreslosung „Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst“ (Offenbarung 21,6).
Seine Interpretation eröffnete uns in drei Bildern einen biblischen Bezug zu den Kunstwerken:
- Biblische Geschichten berichten wie im Alltag Wasser als kostbares Gut gehütet wird und es ist es für uns heute ebenfalls. Damals musste das Wasser aus Brunnen geschöpft werden und war oft ein Ort für gemeinsame Gespräche. Um die Wasserrechte wurde nicht selten gestritten und Feindschaften unter den Familien entstanden. Jeder Gast erhielt damals als erstes einen Becher Wasser. Auch in unserem Alltag ist Wasser das lebensspendende Element. Ohne Wasser kein Leben.
- Wasser war und wird auch heute als Bedrohung In anderen Ländern und bei uns sind Überschwemmungen immer wieder Anlass für Angst und Sorgen der Menschen. In der Bibel verkörpert die Geschichte von der Arche Noah ein Symbol für Gottesfurcht und Hoffnung auf Gottes Zuwendung. In vielen Psalmen wird von der Bedrohung durch Wasserfluten und dem Quell zur Freude berichtet.
- Im dritten Bild ist Wasser sinnbildlich als lebensspende Kräfte zu verstehen. Deutlich wird es in dem Bild …“Gott führte mich zum frischen Wasser…“, dort wo „Durstige“ erhalten, was für ihre Seele notwendig ist. Gut bewässerte Gärten sind als Sinnbild des Heils im Leben zu verstehen. Wasser gleicht einem Paradies. Das Bild beschreibt den Durst nach Anerkennung und die gibt Gott umsonst. Der Durst nach Leben, nach Zufriedenheit und geliebt zu sein ist wie Wasser in der Wüste zu finden.
In einem Gespräch von Renate Weber mit Marion Mentges wird deutlich, dass es der Künstlerin wichtig ist, dass ihre Werke im Raum einer Kirche ihren Platz finden. Hier kommen Menschen zusammen, um gemeinsam entsprechend ihrem Glauben, Gott zu begegnen. Das Element Wasser hat in M. Mentges Arbeiten immer größere Bedeutung gewonnen, denn es ist eine grundlegende Voraussetzung für das Leben und Begegnungen sind im menschlichen Leben elementar.
Vor den Altar hat die Künstlerin zwei Epitaphe gelegt. Sie sind nicht aus Stein wie die Grabplatten an den Wänden unserer Kirche, sondern aus den Materialien, die die Künstlerin auch für ihre anderen Arbeiten verwendet: selbst geschöpftes Papier, bemalt, geklebt, gerissen, angebrannt, Stoffe, Holzreste, Plastikfolien, Drahtgeflechte…
Ihre zentrale Fragen: Was macht das Leben aus? Was bleibt übrig? Die Künstlerin lässt die Fragen offen. Das Rot z. B. kann die Lebenskraft und Energie darstellen, aber auch an Feuer und Kampf erinnern.
In den Seitenschiffen beeindrucken riesige bemalte Stoffbahnen, die sich wie ein Fluss durch den Raum schlängeln. Wasser ist neben den anderen Elementen, Feuer, Luft und Erde, ein wichtiges Thema der Künstlerin. Und was (be)findet sich im Fluss? Im linken Seitenschiff sind zwei Figuren zu sehen, nach Abbild der Künstlerin, modelliert aus bearbeiteten Stoffen, Papieren und Draht. Auf den ersten Blick sieht der Ausschnitt fast wie eine Idylle aus. Eine Schlafende am Ufer und eine Wächterin..Aber beim genauen Hinsehen wird der Betrachter doch sehr an das Schicksal der Flüchtlinge, die im Meer ihr Leben verlieren, erinnert. „Gestrandete“ und „Kauernde“ sind die Titel der Figuren. Drei gestaltete Metallplatten erinnern an Engel. Eindrucksvoll sind die Stehlen aus alten Fassdauben, die bemalt und mit Perlongewebe überzogen Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit aber auch große Festigkeit und Beständigkeit ausdrücken. Im rechten Seitenschiff stehen vier merkwürdige Gestalten in dem „Stoffgewässer“. Es sind mit Plastikfolie umhüllte Fassdauben. Zwei wenden sich von einander ab, zwei scheinen im Gespräch vertieft zu sein.
Die Gäste nutzen die Gelegenheit sich umzuschauen, mit der Künstlerin und untereinander ins Gespräch zu kommen. Für alle, die die Installation nicht sehen konnten oder noch einmal für sich Revue passieren lassen wollen, können dies in der Powerpoint betrachten. Sie ist in der Homepage der Evang. Kirche Zwingenberg zu finden.
Im Laufe der vierwöchigen Ausstellung zeigte es sich, wie die ca. 250 Besucher ihren eigenen Zugang fanden und manchmal nachdenklich und fragend betrachteten. Herzlichen Dank allen Damen und Herren, die während der Ausstellungszeit für die Besucher da waren.
Marion T. Mentges gilt unser Dank, dass sie ihre besonderen Werke in unserer Kirche ausgestellt hat.
Hier kann man sich eine PDF-Datei mit Bildern der Werke und weiteren Informationen herunterladen (8MB).
Irmgard Wagner und Renate Weber