Gedanken zum Monatsspruch
„Gottes Hilfe habe ich erfahren bis zum heutigen Tag und stehe nun hier und bin sein Zeuge bei Groß und Klein.“
Paulus, Apostelgeschichte 26, 22
Vor dem jüdischen König Agrippa erzählt Paulus aus seinem Leben. In seiner Jugend hat er das Handwerk des Zeltmachers gelernt und sich damit seinen eigenen Lebensunterhalt verdient. Ein Praktiker durch und durch, von der Pieke auf. Paulus hat auch studiert: ein breit gefächertes Grundstudium und jüdische Theologie bei den besten Gesetzeslehrern. Ein tiefgründiger Theoretiker durch und durch. Paulus ist im jüdischen und im hellenistischen Kulturraum aufgewachsen, er versteht verschiedene Sprachen und Welten. Also auch ein Dolmetscher und Diplomat durch und durch. Respekt!
Als junger Mann war Paulus ein „150-Prozentiger“. Ein „Ultra“ durch und durch, gerade weil er so grundsätzlich denken konnte. Jesus und seine Anhänger sahen die Liebe Gottes als Zusammenfassung aller Gebote. Aber wo soll das hinführen, wenn die Gesetze nicht mehr Wort für Wort eingehalten werden?! Paulus verfolgt diesen neuen Glauben konsequent. Bis Jesus ihn beauftragt, er solle Jesu Namen überall hintragen: vor Heiden, vor Könige und vor das Volk Gottes (Apostelgeschichte 9 und 26).
Paulus nimmt seine Berufung ernst. Er lässt sich von erfahrenen Christen in den Glauben einweisen. Er bereist mit Freunden fremde Länder, gründet dort Gemeinden, begleitet viele Menschen seelsorgerlich und schreibt zahlreiche Briefe. Auch hier bleibt Paulus sich und seiner neuen Mission zu 150 Prozent treu. Das provoziert den Widerstand der Gesetzestreuen. Paulus kann das ja gut verstehen – aber rettet und erlöst mich die Gesetzestreue, die ich, ehrlich gesagt, doch nicht durchhalte? Da muss es doch anderes geben! Der gerechte Gott ist gnädig, vergibt und richtet auf!
Als Paulus von seinen Gegnern verklagt wird, kommt es zum Prozess. Er erkennt, dass seine Berufung Wahrheit wird. Vor König Agrippa, der sehr aufmerksam zuhört, fasst er seine Lebensgeschichte so zusammen: „Gottes Hilfe habe ich erfahren bis zum heutigen Tag und stehe nun hier und bin sein Zeuge bei Groß und Klein.“
Wenn ich innehalte – an Geburtstagen, bei Gesprächen oder abends im Gebet –, entdecke ich: Gottes Impulse haben mich immer weitergebracht! „Bis hierher hat mich Gott gebracht in seiner großen Güte!“ Wohl dem, der diese Dankbarkeit in sich spürt!
Gottes Hilfe auch in schwierigen Zeiten erfahren zu können, wünscht Ihnen
Ihre Pfarrerin Angelika Giesecke