Gedanken zum Monatsspruch
Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. (2.Kor 3,17)
Über den Wolken
Muss die Freiheit wohl grenzenlos sein
Alle Ängste, alle Sorgen
Sagt man
Blieben darunter verborgen
Und dann
Würde was uns groß und wichtig erscheint
Plötzlich nichtig und klein …
ein Lied gedichtet von dem Liedermacher Reinhard Mey in den siebzigern Jahren des letzten Jahrhunderts. Man wagt es fast schon gar nicht zu sagen oder zu schreiben, so lange ist es her. Hier zeichnet der Dichter eine Miniatur, in der das Große sich im Kleinen spiegelt und die machtvollen Worte Freiheit, Angst und Sorge auf federleichte Weise zu ihrem Recht kommen.
In Verbindung mit unserem Monatsspruch stellt es sich so dar, dass man nur genügend oben sein muss, um der Freiheit entgegenzustreben. Im Flieger über dem Festland oder dem Meer, da kann man alles vergessen und vergeben, da sieht man winzig kleine Punkte oder nur noch die Wolken, die uns von unseren alltäglichen Sorgen trennen.
Aber halt, der Briefschreiber lenkt uns nicht auf sorgenlosigkeit sondern auf Gottes guten Geist, der ja in uns wirkt und nicht „über den Wolken“. Also anders als im Lied im hier und jetzt, auf dem Boden der Tatsachen.
„Wo der Geist Gottes ist, da ist Freiheit“.
Mit der Freiheit muss man vorsichtig umgehen, und wie sie uns an unsere Grenzen führt, erleben und hören wir gerade in unseren Tagen.
Bikini an oder aus? Schleier an oder aus?
Manche Christen und Christinnen vergessen ganz und gar, dass sich auch der Apostel Paulus über den Schleier oder die rechte Kopfbedeckung seine Gedanken gemacht hatte und zu einem Schluss gekommen ist: tut es so, dass ihr den anderen in eueren Gemeinden nicht beschämt. Nehmt Rücksicht auf einander. Auch die Frage nach dem rituellen richtigen Fleischgenuss wurde von dem Apostel Petrus so gelöst: die einen können essen, was ihnen vorgesetzt wird und die anderen müssen sich erkundigen, woher das Fleisch nun stammt. Aber darüber soll der alle Unterschiede verbindende Geist Gottes nicht vergessen werden und das sei ja nun nicht die letzte Frage, die zu lösen sei. „Wo der Geist Gottes ist, da ist Freiheit“. Auch die, die uns dazu führt den anderen, der noch nicht so weit ist in seinem So-Sein zu lassen und ihn oder sie mit den liebenden Augen Gottes zu sehen. Führt euch durch diese äußeren Fragen nicht wieder in die Unfreiheit hinein, in die Gebundenheit an religiöse Kleiderordnungen oder Essensvorschriften, sondern erkennt, dass Gott euch befreit zu einem Leben in der rechten Liebe um Christi willen.
Es grüßt Sie in diese sonnigen Altsommertage Ihre Pfarrerin B. Northe