Gedanken zum Monatsspruch
„Sich selbst was Gutes tun“ – mal übers Wochenende wegfahren, Wellness, Massagen. Wer sich das leisten kann, tut das heute. In Deutschland setzt die boomende Wellness- und Gesundheitsindustrie mit ihren Angeboten mehr als 105 Milliarden Euro um. Mit Wellness-Nahrungsmitteln, Mitgliedschaften im Fitnessstudio und Dienstleistungen.
Ich bin auch so jemand, der auf sich achtet. Der bei verpackten Lebensmitteln die Inhaltsstoffe durchforstet, an die frische Luft geht und gern auch mal an die heiße Luft in die Sauna. Damit ich mich in meinem Körper wohlfühle, mich im Spiegel nicht zu kritisch betrachten muss und ganz allgemein eine gute Balance zwischen Körper und Seele finde.
Balance ist ein gutes Stichwort. Der Monatsspruch für diesen Mai lautet: „Wisst ihr nicht, dass euer Körper ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt? Ihr gehört nicht euch selbst.“ (1.Kor 6,19)
Was bedeutet es, meinen Körper als „Tempel“ zu verstehen? Na klar, ihn nicht zur Bruchbude oder zum Abrissobjekt verkommen zu lassen. Stattdessen ihn regelmäßig schön dekorieren, zu pflegen, notwendige Ausbesserungen vornehmen. Auf einen schönen und fitten Körper darf ich dann auch mal stolz sein. Oder dankbar, wenn ich ihn als Geschenk Gottes verstehe. Das lateinische Sprichwort „Ein gesunder Geist wohnt in einem gesunden Körper“ (mens sana in corpore sano) gilt auch für Christen.
Wie bei einem richtigen Tempel ist es aber auch bei einem Menschen wichtig, was in seinem Inneren passiert. Was nützen ein makelloser Teint oder perfekte Model-Maße, wenn einer Person die Ausstrahlung fehlt? Wenn ich keine Lebenslust in ihr oder ihm erkennen kann?
Der Monatsspruch sagt uns also zwei Dinge. Erstens, dass es nicht nur auf innere Werte ankommen kann, sondern wir auch auf unser Äußeres achtgeben sollen. Zweitens aber auch das scheinbare Gegenteil. Der Apostel Paulus schreibt „Ihr gehört nicht euch selbst“, also treibt keinen Kult um euren Körper um seiner selbst willen. Sondern nutzt ihn, um Gottes Kraft, Vitalität und Freude eine schöne Wohnung zu geben. Lasst euch „be-geistern“ für das Gute in der Welt und kümmert euch auch darum, dass andere sich wohlfühlen.
So eine Wellness wünsche ich auch Ihnen,
Ihr Johannes Lösch, Pfarrer