90 Jahre Frauenhilfe Jugenheim – Festgottesdienst
„Für Mittwochnachmittag, den 11.11.1925 werden diejenigen Frauen und Mädchen unserer Gemeinde, die geneigt sind, sich an dem kirchlichen Frauenverein zu beteiligen, eingeladen, sich um 16.00 Uhr im Pfarrhaus einzufinden. Zweck des Vereins ist Mithilfe und Führung für das kirchliche Leben unserer Gemeinde und unserer Kirche überhaupt, insbesondere Betätigung für die Notstände in Kirche und Gemeinde.“ – Diesem Ruf von Pfarrer August Offenbächer am 22. Sonntag nach Trinitatis folgten damals etwa zwanzig Frauen und Mädchen. Das ist nun 90 Jahre her.
Dieses besondere Jubiläum wird mit einem Festgottesdienst am 18. Oktober 2015 um 10.15 Uhr in der Jugenheimer Bergkirche gefeiert.
In den Anfängen der Jugenheimer Frauenhilfe wurden zunächst Weihnachtsgaben für bedürftige Familien hergestellt. Neben den Aktiven unterstützte noch eine ganze Reihe zahlender Mitglieder den Verein. Aus dem Gründungsschreiben geht hervor, dass der Frauenverein Geld sammelte, um unter anderem Müttern kinderreicher Familien einen Erholungs-urlaub zu ermöglichen. Es boten sich immer wieder Notwendigkeiten neuer Sammelaktionen. Daneben besuchte man sich gegenseitig und sah nach Kranken und Bedürftigen. Alle vierzehn Tage traf man sich abends zu Bibelstunden oder hörte Vorträge zu verschiedenen Themen. Zweimal im Jahr fanden Ausflüge statt.
In den Kriegsjahren wurden Strümpfe gestrickt, Kniewärmer, Ohrenschützer und Handschuhe her-gestellt, Bettwäsche und Konserven gesammelt: Das obere Zimmer des Pfarrhauses geriet gerade-zu zu einem Warenlager, aus dem die Gaben an das Lazarett in Alsbach, aber auch an Frauen und Mütter in der eigenen Gemeinde verteilt wurden.
Im Jahre 1939 wurde der Frauenverein umbenannt in „Evangelische Frauenhilfe“ und erhielt einen immer stärkeren Zulauf. Im Winter 1938/39 bewegte sich die Zahl der Teilnehmerinnen zwischen 45 und 75 Frauen und Mädchen! Trotz des Krieges traf man sich weiter zu Bibelstunden und Sammlungen, im Sommer an jedem ersten Sonn-tagabend, im Winter am Donnerstagnachmittag.
Die Vorverlegung auf den Nachmittag wurde nötig aufgrund der Anordnung zur Verdunklung am Abend. Dies bedeutete aber auch, dass einige der Frauen nicht weiter an den Zusammenkünften teilnehmen konnten. Dennoch zählte die Gruppe immer noch 25 bis 50 Teilnehmerinnen.
Die Adventsfeiern genossen großen Zulauf; von den beliebten Fastnachtsveranstaltungen wurde jedoch abgesehen. Auch Ausflüge konnten nicht mehr im bisherigen Rahmen durchgeführt werden.
So zog man eben nach Balkhausen und trank nach gemeinsamem Gottesdienstbesuch gemütlich Kaffee. Erst ab 1946 fanden wieder Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung statt.
Das Alter der Teilnehmerinnen bewegte sich mittlerweile zwischen 50 und 70 Jahren (heute zwischen 65 und 96 Jahren) und schon damals wurde das Fehlen der jüngeren Generation be-klagt. In der Folgezeit kam es zu neuen Aktivitä-ten hinsichtlich der Partnergemeinde in Breiten-stein (Harz) in der damaligen DDR. Initiiert von Frau Rabe, wurden enge Kontakte geknüpft und Lebensmittelpakete und andere lebenswichtige Dinge geschickt, später auch Nötiges für die Renovierungsarbeiten des dortigen Pfarrhauses. Neben den offiziellen gab es auch sehr viel per-sönliche Kontakte, die jedoch nach dem Fall der Mauer zum Erliegen kamen.
In den letzten Jahren wurde die Frauenhilfe umbenannt in „Evangelische Frauen in Hessen und Nassau“.
Die Frauenhilfe – wir bleiben bei dem alten Namen, auch wenn er manchen etwas verstaubt klingen mag – trifft sich nach wie vor alle vier-zehn Tage am Mittwochnachmittag von 15.00 bis 16.30 Uhr im Gemeindehaus. Wir beginnen mit einer kleinen Besinnung, singen miteinander und widmen uns Themen aus Bibel, Literatur, Ethik (z.B. Sterbehilfe), Kunst und Musik. Daneben gibt es Reiseberichte, Ratespiele und das beliebte Ge-hirnjogging. Erzählen und Lachen kommen auch nicht zu kurz und auch nicht das gelegentliche Kaffeetrinken, wenn unsere „Geburtstagskinder“ uns großzügig bewirten. Unsere jährlichen Aus-flüge führten uns in den letzten Jahren nach Hanau–Wilhelmsbad, nach Worms, Seligenstadt und Münster am Stein, aber auch ins Museum nach Bickenbach, ins Porzellanschlösschen nach Darmstadt und zum jüdischen Friedhof in Alsbach.
Wir beteiligen uns an den Kuchenaktionen zum Gemeindefest und der Seniorenadventsfeier in der Krone, helfen auch bei der Bedienung. An Spendenaktionen der Kirchengemeinde zu unter-schiedlichen Zwecken waren und sind wir weiter beteiligt.
H. Bilgmann